Der EAK-Bezirk Niederrhein pflegt auf der Landesdelegiertenversammlung des EAK NRW Anträge zu stellen. Damit will er das Profil des Evangelischen Arbeitskreises in der Öffentlichkeit mitprägen und schärfen. Für die diesjährige Delegiertenversammlung hatte der Bezirksvorstand 3 Anträge vorgelegt. Zwei davon sind angenommen, eine an den Landesvorstand überwiesen worden. Die beiden angenommenen Texte
„Staatsleistungen an die Kirchen“
und
„Der EAK der CDU NRW ermutigt die Abgeordneten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zu einem Beharren auf dem Schutz des Lebens“
Wohl seit 30 Jahren führt der EAK Niederrhein die Tradition seiner „Bußtagsveranstaltungen“ fort: Im Anschluss an den Bußtagsgottesdienst einer Kirchengemeinde der Region wird in Vorträgen und Diskussionen ein Thema von gesellschaftlicher und politischer Relevanz behandelt, das nicht unbedingt aktuell in den Schlagzeilen der Presse auftritt. In diesem Jahr ging es um: „Die Lage der Christen in der Welt“.
Pfarrer Michael Gallach stimmte die Anwesenden schon in seiner Predigt auf das Thema des Abends ein. Durch eine langjährige Partnerschaft des Kirchenkreises Krefeld-Viersen mit Christen des Batak-Volkes in Humbang hatte er eigene Erfahrungen in Indonesien machen können. Vielfältige Fragen stellten sich dazu den Besuchern: Wie kommt es in einem mehrheitlich muslimisch geprägten Land zu einer mehrheitlich von Christen besiedelten Region? Wie sind deren Lebensbedingungen? Hat man nicht etwas von der Geltung der Scharia auf Sumatra gehört? Pfarrer Gallach erläuterte: Als ein evangelischer Missionar von der vorgelagerten, schon zuvor christianisierten Insel Nias nach Sumatra kam, konnte er beim Batak-Volk größere Resonanz finden als die muslimische Konkurrenz. Denn die Batak sind traditionell Schweine-züchter. Das Attraktive am Christentum in dieser Gegend: Es konnte die traditionellen Konflikte in der Bevölkerung befrieden helfen. Die Scharia gilt nur in der Provinz Aceh. Heute leben die aus der Region selbst stammenden Muslime friedlich mit ihren christlichen Nachbarn zusammen. Allerdings gibt es in jüngerer Zeit immer wieder Überfälle von Fremden, die Kirchen überfallen und anzünden.
Von Afrika berichtete sehr farbig Alex Lindt: 1,2 Mrd. Menschen leben südlich der Sahara, davon zwei Drittel im Alter unter 30 Jahren. Darin liege ein großes Unzufriedenheits- und Gewaltpotential, so dass sich die Sicherheitslage zwischen 2014 und 2023 deutlich verschlechtert habe:
Während es in Burkina Faso eine Tradition friedlichen Zusammenlebens verschiedener Religionen gebe, wüteten in Somalia die Al Shabab-Milizen. Im Norden Nigerias seien 2023 4600 Menschen ermordet worden. Entführungen von Mädchen und Jungen bildeten bedrückende Willkür- und Gewalterfahrungen. Freikäufe von Entführten könnten ihnen wieder die Freiheit – und Boko Haram Geld – bringen, Besuche bei Witwen deren Leid durch tätige Anteilnahme ein wenig lindern.
Der frühere Oberkirchenrat der EKD Johannes Achilles konnte mit seinen fernöstlichen Erfahrungen hingegen an den Vortrag seines Amtsbruders Gallach anknüpfen. Auch Achilles hatte – für die Hildesheimer Blindenmission – die Region besucht und war erschüttert von den Lebensbedingungen der Menschen auf dem Lande, die sich dort Infektionen zuziehen, an denen etliche erblinden. Doch bot Achilles darüber hinaus Fakten zum gesamten ostasiatischen Raum: Die Philippinen und Ost-Timor sind christlich geprägte Länder. In Süd-Korea machten Christen etwa 30% der Bevölkerung aus; doch von diesen sähe man sonntags die Hälfte in den Kirchen! Für Indien verzeichnet der Bundesstaat Kerala im Südwesten des Landes die größte christliche Minderheit, die sich in erheblichem Maße auf frühchristliche Mission zurückführen lässt.
Selbst für China ist die Anhängerschaft christlicher Konfessionen für das Jahr 2000 auf 100 Millionen geschätzt worden. Nach der Kulturrevolution habe sich ihre Lage deutlich verbessert, auch wenn die nicht-registrierten Katholiken immer wieder Probleme bereiteten. Beeindrucken konnte JohannesAchilles mit einer kleinen Erzählung von einer aus Taiwan stammenden Diakonisse, die er für die Arbeit in einem Kinderheim in der Volksrepublik China gewinnen konnte. Nach Erhalt der erforderlichen Genehmigungen durfte sie in ihrer Schwesterntracht in dem kommunistischen Land arbeiten. In dem Heim, in das sie kam, fand sie die Kinder in ihren Betten angebunden und schreiend vor. Als sie sich daran machte, die Kinder von ihren Fesseln zu befreien, stieß sie bei dem übrigen Personal auf entschiedene Ablehnung: Das führe zum Chaos! Die Schwester ließ sich aber nicht beirren, band alle Kinder los und streichelte sie. Es herrschte Stille im Saal. Wie sie das denn geschafft habe, wurde sie daraufhin gefragt. Ihre Antwort war: „Gott ist die Liebe!“
Der EAK Krefeld hat eine Diskussionsveranstaltung durchgeführt, wie man sie in der CDU wohl nur durch den EAK organisieren kann. Am 27. Mai ging es im Gemeindezentrum der Ev.-freikirchlichen Brüdergemeinde Krefeld um Leben und Sterben: Welche Möglichkeiten der Regulierung einer Beihilfe zum Suizid bleiben dem Staate noch nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahre 2020? Braucht es eine Neuregelung? Lohnt ein solches Gesetz? Und wo soll man ansetzen? Wie kann man Betroffenen helfen – zum Leben oder zum Sterben?
Zu diesen Fragen zum Ende des Lebens, zu Menschenwürde, der Freiheit der Entscheidung und des Schutzes besonders schutzbedürftiger Menschen nahm aus seelsorgerlicher Sicht der Krankenhauspfarrer Dr. Ulrich Lüders (Düsseldorf-Kaiserswerth) Stellung, durch seinen Dienst im Umgang mit Sterbenden und Sterbewilligen besonders erfahren. Aus Sicht eines Bundestagsabgeordneten sprach Ansgar Heveling, Justiziar der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, von seinen Überlegungen und Bemühungen um eine gesetzgeberische Neuregelung in Anknüpfung an die Selbstbestimmung sterbewilliger Menschen. Die ethischen Herausforderungen, einen freiwillentlichen Entschluss zu respektieren, aber fremde Einflüsse familiärer oder kommerzieller Art auszuschalten, wurden ebenso sichtbar wie die seelsorgerische Perspektive, das Leben bis zu seinem Ende lebenswert zu erhalten und zu begleiten – ein Abend, der zahlreiche Besucher beiderlei Geschlechts persönlich bewegt hat.
Der Bezirksvorsitzende des EAK Niederrhein fügt hinzu:
Ich selbst bin Wolfgang Schäuble mehrmals persönlich begegnet. Vor seiner Lebensleistung wie auch vor seiner Ungebeugtheit trotz seiner schweren, ihm mutwillig zugefügten Behinderung habe ich den höchsten Respekt. Das gilt unabhängig davon, ob ich mit einer einzelnen seiner Positionen jeweils vollinhaltlich übereingestimmt habe oder nicht.
Neuss · Am Buß- und Bettag lud der Evangelische Arbeitskreis der CDU Niederrhein zum Vortrag in die Kreuzkirche. EKD-Kulturbeauftragter Johann Hinrich Claussen sprach über die Kirche als „Raum für die Künste“.
Die Neuß-Grevenbroicher Zeitung brachte hierzu einen Bericht.