Unterstützung für Familien durch Diakonie und Caritas
Das Podium des EAK Niederrhein: Joachim Wolff, Jürgen Plöhn, Stephan von Salm-Hoogstraeten
Familienpolitik ist immer ein besonderes Anliegen der Unionsparteien gewesen, lange Zeit geradezu ein Alleinstellungsmerkmal für sie. Familien sind die Basis der Gesellschaft. Auf diesen elementaren, auf wechselseitiges Vertrauen gegründeten Verbund von Menschen richtet sich eine spezielle soziale Komponente der Christlichen Demokraten.
In der Reihe seiner traditionellen Bußtagsveranstaltungen hat der EAK Niederrhein 2022 in Kevelaer (Kreis Kleve) die Fragenkreise „Familien“ und „christliche Hilfsorganisationen“ miteinander verbunden: Was hat man sich heute unter „Familie“ vorzustellen? Was für Probleme treten in Familien auf? Und wie unterstützen die großen kirchlichen Hilfsorganisationen, Diakonie und Caritas, Familien bei der Bewältigung ihrer Aufgaben und Probleme?
Als Experten hatte der EAK Niederrhein den sozialpolitischen Vorstand des Caritasverbands Geldern-Kevelaer e.V., Stephan von Salm-Hoogstraeten, und den Geschäftsführer der Diakonie im Kirchenkreis Kleve, Pfarrer Joachim Wolff, zu Gast.
Die vielfältige Gestalt heutiger Familien – vollständig oder unvollständig, ein- oder zweigeschlechtlich, einheimisch oder zugewandert, christlich geprägt oder auch nicht – macht für die Vertreter von Diakonie und Caritas keinen Unterschied. Wie der „Barmherzige Samariter“ bekannten sich beide Podiumsdiskutanten dazu, zu helfen, wo sie gebraucht werden und dies auch leisten können – wobei die Hilfsorganisationen während der Corona-Krise durch Bitten um Hilfe einerseits, Erkrankungen unter dem eigenen Personal andererseits nicht auf jeden Hilferuf so haben antworten können, wie sie es sich selbst gewünscht hätten.
Nicht als Missionare, wohl aber als Träger christlicher Werte verstehen sich die beiden großen Organisationen. Von der Kita über die Schulsozialarbeit und die Wohnungslosenhilfe bis hin zum Pflegedienst soll nach dem eigenen Anspruch deutlich werden: Mit Diakonie und Caritas verbindet sich mehr als nur die Verwahrung und elementare Sorge um den menschlichen Körper.
So gilt es etwa, in der Suchtprävention bei Jugendlichen deren eigenes Ich zu stärken. Nach den massiven Corona-Einschränkungen, die zu einer Steigerung der mobilen elektronischen Kommunikation geführt haben, wird in Familienberatungen versucht, die Wichtigkeit des persönlichen Gespräches als individuelle Zuwendung zu vermitteln. In der Pflege sollte neben der Erbringung elementarer Dienstleistungen auch eine persönliche Anteilnahme an der Befindlichkeit der Betroffenen erkennbar werden.
Aber die Bedingungen für die Finanzierung der jeweiligen Dienste setzen den Möglichkeiten, speziell christlich geprägte Profile auszubilden, jeweils enge Grenzen. So weist ein ländlicher Raum wie der Kreis Kleve etwa hinsichtlich der Wegezeiten für Pflegemitarbeiter besondere Probleme auf, denn womöglich halbstündige Fahrzeiten zwischen den zu pflegenden Personen sind in den Pflegesätzen nicht vorgesehen.
Insgesamt sei derzeit – noch, aber voraussehbar: nicht mehr lange! – die Pflege auskömmlich finanziert. Hier wie bei anderen angebotenen Leistungen setzt die Tarifbindung, auf die sich die kirchlichen Organisationen verpflichtet haben, der Flexibilität Grenzen. Schwierigkeiten bereitet indes die strikt an Einzelleistungen gebundene Abrechnung und die Gewinnung qualifizierten Personals.
Dieser Punkt brachte ein Grundproblem bei der Leistungserbringung zur Sprache: die „Projektitis“, wie Pfarrer Wolff sich ausdrückte. Für erkannte soziale Probleme gebe es Geld – aber typischerweise projektbezogen und daher mit einer Befristung. Bei der gegenwärtigen Lage auf dem Arbeitsmarkt könne man aber qualifiziertes Personal nur mit dem Angebot einer Vollzeittätigkeit in einer Dauerstelle gewinnen. Das führe zu massiven Problemen beim Auslaufen der jeweiligen Projekte. Darüber hinaus sei durch die kirchlichen Hilfsorganisationen jeweils ein Eigenanteil zu erbringen. Deren Gemeinkosten für die Verwaltung könnten aus den Projektmitteln jeweils nicht abgedeckt werden. Als ein weiteres Problem nannte Caritasdirektor von Salm-Hoogstraeten die heilpädagogischen Einrichtungen, die seine Organisation bislang betreibt. Aus politischen Gründen sollen diese bis 2027 gänzlich abgeschafft werden. Stellvertretend für die dort besonders geförderten Kinder und Jugendlichen setzt sich die Caritas dafür ein, diese Entscheidung rückgängig zu machen.
Das angeregte Gespräch mit den beiden Experten erwies sich danach als ausgesprochen fruchtbar für die Erkenntnisgewinnung und öffentliche Präsentation einer Reihe von gesellschaftlich wesentlichen Fragen.