Duisburger Kirchenboot

Duisburger Kirchenboot

Der Vergleich der Kirche mit einem Schiff hat lange Tradition: Man kennt die Choräle „Es kommt ein Schiff, geladen bis an den höchsten Bord“ und „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit“.

Aber ein richtiges Schiff, das als Kirche dient und im Dienste der Kirche steht, ist doch selten. So eines fährt jedoch im Duisburger Hafen und manchmal auch weiter den Rhein hinauf und hinab. Pfarrer Frank Wessel tut dort auf der „Johann-Hinrich-Wichern“ seinen Dienst für die Seelsorge bei Binnenschiffern und Seeleuten.

Der EAK Neuss hat sich das vor Ort angesehen. Organisiert von Marion Violett-Puder hat eine Gruppe zwei Stunden an Bord des Kirchenbootes verbringen können. Dabei hat sie sich von Pfarrer Wessel über die Zusammenhänge zwischen Globalisierung, Welthandel, Schiffsverkehr, Güterumschlag, Hafenwirtschaft und Lebensbedingungen der Seeleute und Binnenschiffer erzählen lassen.

Daß Duisburg den größten deutschen Binnenhafen beherbergt, haben viele schon gehört. Aber daß der Duisburger Hafen auch regelmäßig von Seeschiffen angesteuert wird und als Seehafen hinsichtlich der umgeschlagenen Güter nach Hamburg und Bremerhaven den dritten Platz in Deutschland einnimmt, ist weit weniger bekannt. Pfarrer Wessel weiß, was die Arbeit für die Besatzungen bedeutet: Kurze Liegezeiten, kaum eine Möglichkeit zum Landgang, besondere Probleme für Menschen von außerhalb des „Schengen-Raumes“, gefahrengeneigte Arbeitsplätze, ständiges Vibrieren, Schwanken und Brummen des Schiffes – bei der Arbeit, beim Essen, beim Schlafen.

Jeder hat zu funktionieren, damit die Lieferketten der Güter nicht unterbrochen werden. – Wir, die Verbraucher, gehen selbstverständlich davon aus! Aber für die Schiffer bedeutet dieses Funktionieren in einem gut geschmierten Getriebe eine große Belastung. Pfarrer Wessel ist der einzige, der nicht um der Fracht, sondern um der Menschen willen an Bord der Schiffe kommt, sich nach dem Befinden erkundigt und kleine Dienste leisten kann: Lebensmittel besorgen, einen Brief mitnehmen, einen Kontakt herstellen. Es ist eine aktiv „aufsuchende“ Arbeit, die Wessel mit seinem Schiffsführer leistet: Die Kirche kommt – auf dem Wasser – zu den Menschen!

Viele der heutigen Binnenschiffer kennt Pfarrer Wessel als Religionslehrer schon aus ihrer Ausbildungszeit. Bei den Besatzungen der Seeschiffe, die „aus aller Herren Länder“ kommen, ist das anders. Trotz einschneidender Kürzungen seines Budgets kann Wessel seine Arbeit dank der Spenden aus den Gemeinden der Evangelischen Kirche im Rheinland fortsetzen – ein wertvoller Dienst an Menschen, die mit ihrer für unsere Gesellschaft wichtigen Arbeit typischerweise nicht im Rampenlicht der Öffentlichkeit sehen.