„Wozu noch Familie?“

„Wozu noch Familie?“

„Wozu noch Familie?“

„Wozu noch Familie?“, fragte der Evangelische Arbeitskreis (EAK) der CDU Niederrhein am 27. März 2014 in Neuss angesichts der von vielen als wenig hilfreich empfundenen „Orientierungshilfe“ der EKD zu diesem Thema. Volkmar Klein MdB, Landesvorsitzender des EAK NRW und vierfacher Familienvater, trug dazu einen klaren Standpunkt vor: Von seiner Kirche erwarte er mehr als nur eine Bestandsaufnahme zur gesellschaftlichen Wirklichkeit. Die evangelische Kirche sei gehalten, in ihren öffentlichen Äußerungen biblisches Profil zu zeigen.

Im Unterschied zu früheren Veröffentlichungen zum gleichen Thema vermisste Klein dies in der „Orientierungshilfe“ mit dem Titel „Zwischen Autonomie und Angewiesenheit: Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken“ (2013). Hierin liege indes ein Problem der evangelischen Kirche, nicht eines des Staates oder der Partei. Denn die CDU braucht ihre einzelnen politischen Aussagen nicht theologisch zu begründen. Sie argumentiert vielmehr auf der Basis ihrer werthaften Bindungen an das christliche Menschenbild weltlich-rational.

Das bedeutet konkret: Die CDU achtet die Würde des Einzelnen und seine Freiheit in Verantwortung, weiß aber auch um seine Unvollkommenheit. So sind Verlässlichkeit in einer zwischenmenschlichen Beziehung und der Erwerb von Sozialkompetenz für die gesamte Gesellschaft ebenso wertvolle Leistungen der Familie wie ihre vielfältigen Unterstützungsleistungen, die sie als kleinstmögliche Einheit kostengünstig zu erbringen vermag.

Die Weitergabe menschlichen Lebens ist indes nur in der heterosexuellen Partnerschaft von Mann und Frau möglich. Deshalb ist es nach Klein auch gerechtfertigt, weiterhin allein diese Beziehung als „Ehe“ zu bezeichnen und für diese besondere Leistung durch eine spezielle Behandlung im Recht auch zu honorieren.

Dies gilt etwa für das Ehegattensplitting im Steuerrecht. Dies sei keine Subvention, wie gelegentlich behauptet wird. Vielmehr werde nur berücksichtigt, dass die Ehe Ausdruck einer elementaren stabilen Partnerbeziehung sei, wie sie die Menschen brauchen. Christlich-demokratischem Denken entspreche es, den Menschen nicht als bloßes Einzelwesen zu sehen und daher die Partner einer Ehe gemeinsam zur Steuer heranzuziehen.

Für die Familien sei das Ziel der CDU in deren Stärkung und Unterstützung zu sehen, nicht in ihrer Ersetzung durch den Staat. Die Einbeziehung von Vertrauenspersonen in die Erziehung der Kinder sei daher sinnvoll, deren Dauerbetreuung durch staatliche Erzieherinnen dagegen abzulehnen. Das amerikanische Modell des „Homeschooling“ gehe in anderer Richtung zu weit, da es die gesellschaftliche Integration der Kinder gefährde. Die Ausführungen fanden die uneingeschränkte Zustimmung der Anwesenden.

Der EAK-Bezirksvorsitzende, Jürgen Plöhn, hatte bereits einleitend angemerkt: Für eine „Orientierungshilfe“ sollte gelten, was die EKD bereits 1970 als Leitlinie zur Sicherung der Qualität von Denkschriften formuliert hat: „… [B]ei der Entscheidung über die Zusammensetzung der Kommissionen und Kammern sowie bei der Beiziehung beratender Fachleute muß das Bestreben deutlich werden, die wichtigsten Meinungen und Interessen in der Beratung zu Gehör zu bringen“. Das sei bei der Ad-hoc-Kommission, die der Rat der EKD mit der Formulierung seiner familienpolitischen „Orientierungshilfe“ betraut hat, erkennbar nicht der Fall gewesen.