Wie Luther die Welt wiederentdeckte

Wie Luther die Welt wiederentdeckte

Wie Luther die Welt wiederentdeckte

Martin Luther hat in seinem Leben eine Fülle von Anstößen für den Aufbruch in eine neue Zeit gegeben. Im privaten Bereich hat seine Eheschließung mit Katharina von Bora stilbildend für das evangelische Pfarrhaus und vorbildhaft für die Gemeinden gewirkt. In der beruflichen Sphäre hat Luther ein zentral bedeutsames Betätigungsfeld für Christen gesehen. Staatliche Autoritäten hat Luther von kirchlicher Bevormundung befreit, ohne sie damit aber vom Anspruch christlicher Ethik auszunehmen. Und im höchstpersönlichen Bereich ist der Glaube jedes einzelnen Christen als wertvoll, der einzelne Mensch als ein unmittelbar zu Gott stehendes Geschöpf erkannt worden.

Vor diesem Hintergrund stand der weit gespannte und ungemein gehaltvolle Vortrag Dr. Lehnerts in der Evangelischen Hauptkirche Rheydt. Die Ausführungen waren deutlich an der Wirksamkeit Luthers und damit an seiner fortwährenden Relevanz auch für unsere Zeit orientiert. Dies mag anhand der folgenden Stichworte deutlich werden:

– Jesus als Gottes Bezug zur Welt: „Es hat schon viele Menschen gegeben, die sein wollten wie Gott, aber nur einen Gott, der Mensch werden wollte!“

– Luthers „Zwei-Reiche-Lehre“ als Ansatzpunkt für die moderne Trennung von Kirche und Staat

– Allgemeines Priestertum als Ausgangspunkt für die „Berufung“ eines jeden Christen zu seinem Beitrag in der und für die Gesellschaft: seinen „Beruf“!

– Mündigkeit aus der „Unmittelbarkeit zu Gott“ als Voraussetzung für das später entstandene moderne Menschenbild

– Bruch mit der augustinischen Tradition, den Geschlechtsakt mit der „Erbsünde“ in Verbindung zu bringen; vielmehr Verständnis der Sexualität als Teilhabe an der Schöpferkraft Gottes

– Zuwendung zu bedürftigen Menschen nicht als Leistung für den Eintritt in den Himmel, sondern als Konsequenz der Erlösung und Ausdruck der Freude über die Befreiung – relevant für das Gemeinwesen, nicht für die Ewigkeit.

Manche amüsante, unorthodoxe und aktuell bedeutsame Konsequenz ließ sich daraus ableiten und anhand der Fragen aus dem Publikum auch weiter diskutieren. Lehnerts generelle Botschaft aber war klar: Auch nach dem Luther-Gedenkjahr 2017 geht uns der Reformator etwas an!